Tagtool - Mehr als Live-Animationen

Tagtool - Mehr als Live-Animationen


Als ich in einer Fortbildung Tagtool kennenlernte, war ich sofort angefixt. Was für Möglichkeiten! Ich arbeite in der kulturellen Bildung mit iPads und hatte immerhin schon die Hälfte der Ausrüstung: acht iPads, auf denen ich die App installieren konnte und einen Beamer. Ich kaufte mir eine Power-Station und startete gleich mit einem Jugendprojekt, bei dem wir mit unseren Installationen durch die Straßen zogen. Hier findest du den YouTube-Film, der dabei entstand.

Mittlerweile habe ich viele Anfragen und bin begeistert über die Einsatzmöglichkeiten. Irgendwann wollte ich mehr wissen und habe die Geschichte von Tagtool recherchiert. In diesem Artikel habe ich ein paar Infos zusammengetragen.

Der Ursprung

Tagtool ist eine interaktive Live-Animation Software, die von dem österreichischen Künstler Markus Dorninger entwickelt wurde. Die Geschichte von Tagtool begann in den späten 1990er Jahren, als Dorninger begann, mit einfachen Animationen auf Projektionsflächen zu experimentieren.

Die Idee hinter Tagtool war es, eine intuitive und kreative Möglichkeit zu schaffen, um in Echtzeit visuelle Kunst zu erschaffen und zu präsentieren. Anstatt vorher erstellte Animationen abzuspielen, ermöglichte Tagtool es den Benutzern, direkt auf eine Leinwand oder Wand zu zeichnen und zu malen, während sie gleichzeitig live projiziert wurde.

Im Jahr 2006 wurde die erste Version der Tagtool-Software veröffentlicht, und sie wurde schnell von Künstlern, Musikern, Performern und anderen kreativen Köpfen auf der ganzen Welt übernommen. Die Benutzeroberfläche war einfach gehalten, was es den Nutzern ermöglichte, sich auf ihre Kreativität zu konzentrieren, anstatt sich mit komplizierten Werkzeugen herumschlagen zu müssen.

Tagtool-Logo

 

Hier geht es zur offiziellen Seite von Tagtool.


Besonders beliebt in der Musikszene

Tagtool wurde besonders in der Live-Musikszene beliebt, wo Künstler die Software nutzen konnten, um beeindruckende visuelle Effekte während Konzerten und Veranstaltungen zu erzeugen. Durch die Kombination von Live-Zeichnen, Animation und Musik entstand eine einzigartige und immersive Erfahrung für das Publikum.

Tagtool entwickelte sich

Im Laufe der Jahre wurden Weiterentwicklungen von Tagtool veröffentlicht, wobei ständig neue Funktionen hinzugefügt wurden, um die kreative Freiheit der Benutzer zu erweitern. Die Software fand auch in anderen Bereichen Anwendung, wie zum Beispiel in Kunstinstallationen, Theateraufführungen, Bildungseinrichtungen und vielem mehr.

Die erste Version von Tagtool für das iPad wurde im Jahr 2010 veröffentlicht. Diese Version brachte die Funktionalität von Tagtool auf eine neue Plattform und ermöglichte es den Benutzern, ihre kreativen Ideen direkt auf ihren iPads umzusetzen. Die Verfügbarkeit von Tagtool auf dem iPad eröffnete neue Möglichkeiten für mobile und spontane künstlerische Interaktionen und trug dazu bei, die Reichweite und Vielseitigkeit der Software weiter zu erweitern.

Einsatzmöglichkeiten in der kulturellen Bildung

Tagtool hat nicht nur in der Live-Musikszene, sondern auch im Bereich der kulturellen Bildung einen bedeutenden Einfluss. Die Software bietet eine einzigartige Plattform, um kreatives Denken und interaktive Kunst in Bildungsprogramme zu integrieren.

In Schulen, Kunstschulen und kulturellen Einrichtungen wird Tagtool häufig als Werkzeug für Workshops und Projekte eingesetzt, um Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihre Kreativität auszudrücken und ihre Fähigkeiten in den Bereichen Zeichnen, Malen und Animation zu entwickeln. Die intuitive Benutzeroberfläche von Tagtool ermöglicht es auch Anfängern, schnell Ergebnisse zu erzielen und ihre Ideen in Echtzeit zum Leben zu erwecken.

Durch die Verwendung von Tagtool in der kulturellen Bildung können Kinder und Jugendliche nicht nur ihre technischen Fähigkeiten verbessern, sondern auch wichtige kreative und kollaborative Fähigkeiten entwickeln. Die Möglichkeit, gemeinsam an einer Leinwand zu arbeiten und Ideen auszutauschen, fördert Teamwork und soziale Interaktion.

Darüber hinaus bietet Tagtool eine alternative Form der künstlerischen Ausdrucksweise, die besonders für Kinder und Jugendliche ansprechend ist, die möglicherweise weniger Interesse an traditionellen Kunstformen haben. Die Verbindung von digitaler Technologie mit Kunst schafft einen Zugangspunkt, der junge Menschen dazu ermutigt, sich mit Kunst und Kreativität auf neue und innovative Weise auseinanderzusetzen.

Besonders bekannt wurde in diesem Zusammenhang das Projekt LichtGestalten der Künstler, Medienexperten und Medienpädagogen Christian Spieß und Matthias Plenkmann. Es lohnt sich, ihre Webseite zu durchstöbern. Hier geht es zur Webseite der LichtGestalten.

Insgesamt trägt Tagtool dazu bei, die kulturelle Bildung zu bereichern, indem es Kindern und Jugendlichen eine vielseitige und interaktive Plattform bietet, um ihre künstlerischen Fähigkeiten zu entwickeln und ihre kreative Stimme zu entdecken.

Noch mehr Einsatzmöglichkeiten

Mittlerweile habe ich völlig unterschiedliche Anwendungen kennengelernt. Aktuell führe ich ein inklusives und interkulturelles Projekt durch, in dem das Thema "Mittendrin" erkundet wird. Ich habe eine Lesung aus einem Klima-Sachbuch für Jugendliche mit einem Tagtool-Workshop kombiniert und führe ein partizipatives Projekt zur Namensfindung einer Einrichtung durch. Geplant sind ein Wahlwerbungsprojekt, ein Projekt zu Nacht der Jugendkultur und ein Halloween-Projekt für Kinder. Meine Kollegin Birgit Hedemann hat ein erzählerisches (Film-)Projekt mit Tagtool durchgeführt, in dem sich Kinder eine Geschichte ausgedacht und in Tagtool gezeichnet und animiert haben. Die einzelnen Sequenzen wurden anschließend zusammengeschnitten und als Film projiziert. Das Projekt wurde von partizip.art gefördert und wird auf der Webseite als OER-Methode ausführlich vorgestellt. Hier geht es zur Projektvorstellung "Ein Tagtool-(Film)-Projekt: Von Brake in die Welt - Eine Reise auf und unter dem Wasser".

Für wen ist Tagtool geeignet?

Es gibt Empfehlungen, Tagtool bereits für Vierjährige anzubieten. Ich selbst habe bei einer Mitmach-Aktion in der Stadtbibliothek Mönchengladbach mehrere Fünfjährige erlebt, die begeistert waren und erstaunliche Ergebnisse zuwege brachten. Durch den leichten Zugang und die schnellen und professionell wirkenden Ergebnisse ist Tagtool besonders gut geeignet für inklusive Workshops. Ich habe bereits zwei solcher Workshops durchgeführt und die Erfahrung gemacht, dass die teilnehmenden Jugendlichen mit Handicap besonders begeistert waren. Auch Sprachbarrieren spielen keine große Rolle. Man kann die Grundlagen direkt am iPad vermitteln und den Kindern und Jugendlichen es dann selbst überlassen, die App weiter zu erkunden. Tagtool eignet sich damit hervorragend für eine sehr heterogene Teilnehmenden-Gruppe.

Wie lernt man Tagtool?

Es gibt Videoanleitungen auf YouTube oder auf der offiziellen Website von Tagtool, in denen erklärt wird, wie man Tagtool verwendet. Darüberhinaus gibt es einen sehr guten Kurs auf Domestika von VJ Suave, der im Kurs allerdings portugiesisch spricht. Mithilfe der Untertitel kann man aber verstehen, was er zu der App zeigt und erklärt. Hier geht es zum Domestika-Kurs von VJ Suave.

Die beste Möglichkeit, Tagtool zu lernen, ist durch praktische Erfahrung und Experimentieren. Indem man einfach mit der Software herumspielt, verschiedene Werkzeuge ausprobiert und kreative Ideen umsetzt, kann man ein Gefühl dafür entwickeln, wie Tagtool funktioniert und wie man es am effektivsten einsetzen kann. Allerdings sollte man vorher die Grundfunktionen der App verstanden haben.

Da es bisher auf dem deutschen Markt keine Anleitung gibt, hat Birgit Hedemann ein Workbook zum Erlernen von Tagtool entwickelt: "Tagtool Projekte - einfach erklärt". Außerdem war Tagtool das Schwerpunktthema in der iPad-Sprechstunde vom 26. Februar 2024.

Die iPad-Sprechstunde - Ein Ort für Austausch

Meine Kollegin Birgit Hedemann und ich haben eine iPad-Sprechstunde für alle ins Leben gerufen, die gerne mit Kindern und Jugendlichen kreative Projekte auf dem iPad durchführen möchten. Was hat es damit auf sich? Seit einigen Jahren bieten wir iPad-Workshops für Kinder und Jugendliche an und erhalten regelmäßig Anfragen, ob wir auch Angebote für Erwachsene haben. Daraus entstand die Idee, ein monatliches kostenloses Online-Format anzubieten, also eine Stunde im Monat, in denen wir Tipps geben, Fragen beantworten und exklusive Angebote anbieten. Es gibt jedes Mal ein Schwerpunkt-Thema, im Februar 2024 war das die App Tagtool. Dabei zeichneten die Teilnehmenden eine Qualle, verbanden sich in einer Internet-Session und animierten gemeinsam ein Unterwasser-Szenario.
 
Die iPad-Sprechstunde findet jeden letzten Montag im Monat auf Zoom statt. Anmeldungen unter: https://easycomics.de/ipad-sprechstunde/
 
Besuche uns auch gerne auf unserer Webseite www.easycomics.de.

ÜBER Die AUTORIN

Autor

Andrea Rings

Andrea Rings ist Biologin, Jugend- und Sachbuch-Autorin und Workshopleiterin. Sie führt seit 2016 Workshops mit Kindern und Jugendlichen durch: Kreative Schreibwerkstätten, digitale Comic-Workshops mit dem iPad, Tagtool, Stop-Motion und andere iPad-Workshops. Sie hat Easy Comics gegründet, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen aus diesen Workshops weiterzugeben. Hier erfährst du mehr über Andrea Rings.

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